Hochsensible Kinder sind nicht wie die meisten anderen Kinder. Sie nehmen ihre Umgebung intensiver wahr, reagieren stärker auf Reize und sind oft von den Gefühlen der Menschen um sie herum tief berührt. Das kann sowohl eine Stärke als auch eine Herausforderung sein – sowohl für das Kind als auch für die Eltern. Doch wie können Eltern ein hochsensibles Kind am besten unterstützen? Die Antwort liegt oft in einem tieferen Verständnis der Hochsensibilität und dem richtigen Umgang damit.
Was bedeutet Hochsensibilität?
Hochsensibilität ist eine angeborene Eigenschaft, die etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung betrifft. Sie beschreibt die verstärkte Wahrnehmung von Sinneseindrücken und emotionalen Reaktionen. Für hochsensible Kinder bedeutet das, dass sie oft stärker auf Geräusche, Licht, Gerüche, Reize und soziale Situationen reagieren als andere Kinder. Diese intensiven Wahrnehmungen können sie überfordern und zu emotionaler Erschöpfung führen. Zudem sind sie häufig tiefgründig und empathisch, was sie zu hervorragenden Beobachtern und einfühlsamen Menschen macht.
Die Herausforderungen hochsensibler Kinder
Für hochsensible Kinder ist die Welt oft zu laut, zu schnell und zu chaotisch. Die ständige Reizüberflutung kann sie verunsichern und zu stressigen Gefühlen führen. Besonders schwierig wird es, wenn diese Kinder nicht verstehen, warum sie so anders sind als ihre Altersgenossen. Sie haben möglicherweise Schwierigkeiten, sich in Gruppensituationen durchzusetzen, ihre Grenzen zu wahren oder mit Konflikten umzugehen. Dies kann zu einem Gefühl der Isolation oder Überforderung führen.
Ein weiteres Problem ist, dass hochsensible Kinder oft von anderen nicht richtig verstanden werden. Ihre starken emotionalen Reaktionen, ihr Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug oder ihre besondere Sensibilität gegenüber Kritik werden von anderen nicht immer nachvollzogen. Das kann zu Missverständnissen führen, sowohl im Familienumfeld als auch im Kontakt mit anderen Kindern oder Erwachsenen.
Die Bedeutung von elterlichem Verständnis
Eltern von hochsensiblen Kindern stehen vor der Herausforderung, ihre Kinder in einer Welt zu unterstützen, die oft wenig Raum für Sensibilität lässt. Doch es ist entscheidend, sich mit dem Thema Hochsensibilität auseinanderzusetzen, um das Kind bestmöglich zu unterstützen. Nur wenn Eltern die besonderen Bedürfnisse und Stärken ihres Kindes erkennen und verstehen, können sie es in seiner Entwicklung fördern und ihm helfen, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen.
1. Empathie und Geduld zeigen: Hochsensible Kinder brauchen besonders viel Verständnis und Geduld. Eltern sollten sich bewusst machen, dass ihre Kinder nicht überempfindlich oder schwierig sind – sie nehmen einfach mehr wahr und reagieren intensiver. Ein einfühlsamer Umgang hilft dem Kind, sich sicher und verstanden zu fühlen.
2. Sicherheit und Struktur bieten: Da hochsensible Kinder oft überfordert sind, ist es wichtig, ihnen eine sichere, strukturierte Umgebung zu bieten. Klarheit und Vorhersehbarkeit helfen ihnen, sich zu entspannen und sich in der Welt zurechtzufinden. Regelmäßige Rituale, ein ruhiges Zuhause und ausreichend Zeit für Erholung sind daher entscheidend.
3. Das Selbstbewusstsein stärken: Hochsensible Kinder neigen dazu, sich selbst in Frage zu stellen, wenn ihre Sensibilität von anderen nicht verstanden wird. Eltern sollten ihr Kind ermutigen, sich selbst zu akzeptieren und stolz auf seine Einfühlsamkeit zu sein. Ein starkes Selbstbewusstsein hilft dem Kind, sich in der Welt zu behaupten und zu wissen, dass es in seiner Sensibilität nicht weniger wertvoll ist als andere.
4. Unterstützung bei sozialen Interaktionen: Besonders in sozialen Situationen fällt es hochsensiblen Kindern schwer, sich durchzusetzen. Sie haben oft Probleme, ihre Bedürfnisse klar zu äußern oder sich gegen unfaire Behandlungen zu wehren. Eltern können ihrem Kind helfen, in Konfliktsituationen Selbstvertrauen zu entwickeln, indem sie ihm üben, „Nein“ zu sagen und gesunde Grenzen zu setzen.
Psychotherapie als Unterstützung
Ein Weg, wie Eltern und Kinder sich intensiver mit Hochsensibilität auseinandersetzen können, ist die Psychotherapie. Diese kann helfen, das Kind in seiner Wahrnehmung und im Umgang mit seinen Gefühlen zu unterstützen, und bietet auch den Eltern die Möglichkeit, besser mit den Herausforderungen umzugehen.
In der Therapie kann das Kind lernen, seine Sensibilität als Stärke zu sehen und mit schwierigen Situationen besser umzugehen. Es kann lernen, sich zu wehren, sich abzugrenzen und sich in stressigen oder konfliktbeladenen Situationen besser zu behaupten. Die Psychotherapie bietet zudem einen sicheren Raum, um die eigenen Gefühle zu verarbeiten und die Ursachen für Ängste oder Überforderung zu verstehen.
Für Eltern ist es ebenfalls hilfreich, psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Es kann ihnen dabei helfen, die emotionalen Bedürfnisse ihres Kindes besser zu erkennen und ihre Erziehungskompetenzen im Umgang mit einem hochsensiblen Kind zu erweitern. Oft sind es gerade die Eltern, die lernen müssen, wie sie mit der Hochsensibilität ihres Kindes umgehen und ihm helfen können, in einer Welt voller Reize und Herausforderungen zurechtzukommen.
Fazit: Unterstützung durch Verständnis und Selbstbehauptung
Die Reise, ein hochsensibles Kind zu begleiten, ist eine besondere Herausforderung, aber auch eine große Chance. Durch ein tieferes Verständnis der Hochsensibilität können Eltern ihren Kindern die Unterstützung bieten, die sie brauchen, um zu gesunden, selbstbewussten und glücklichen Menschen heranzuwachsen. Es geht nicht nur darum, das Kind vor Überforderung zu schützen, sondern es auch zu befähigen, sich selbst zu behaupten, Nein zu sagen und seine Grenzen zu wahren – eine Fähigkeit, die im Leben unerlässlich ist.
Eltern, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen und gegebenenfalls auch therapeutische Unterstützung suchen, legen den Grundstein dafür, dass ihr Kind die Welt auf seine eigene, besondere Weise meistern kann.
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