Ein psychoedukativer Leitfaden für Angehörige und Betroffene
📌 Hinweis: Dieses Modell ist populär-psychologisch zu verstehen. Es handelt sich nicht um offizielle Diagnosekriterien (z. B. DSM-5 oder ICD-11), sondern um eine veranschaulichende Einteilung für Betroffene und Interessierte.

Viele Menschen glauben, Narzissten seien ein Leben lang unverändert. Doch tatsächlich verändern sich die Ausdrucksformen des Narzissmus im Laufe der Jahre deutlich. Das grundlegende Muster – ein fragiles Selbstwertgefühl, das hinter einer Maske verborgen bleibt – bleibt bestehen. Aber die Art, wie Narzissten agieren, hängt stark von ihrem Lebensalter ab.
Im Folgenden lernst du die fünf Stadien kennen, die Narzissten im Laufe ihres Lebens durchlaufen.
1. Imitationsphase – „Copycat Stage“ (0–18 Jahre)
In Kindheit und Jugend entsteht das falsche Selbst. Narzissten übernehmen wie Schauspieler Rollen, die nicht authentisch sind. Gefühle werden nachgeahmt, Verhalten wird kopiert. Schon früh lernen sie, dass eine Maske überlebenswichtig ist, um Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen.
2. Phase der Grausamkeit – „Extreme Cruelty“ (18–30 Jahre)
Im jungen Erwachsenenalter tritt der Narzissmus deutlicher hervor. Erfolge werden übertrieben, Niederlagen verschwiegen oder durch Lügen überdeckt. In dieser Phase konkurrieren Narzissten besonders stark, und ihre Unsicherheit zeigt sich durch offene Abwertung anderer. Der äußere Glanz dient dazu, die innere Fragilität zu überdecken.
3. Parasitäre Phase – „Parasitic Stage“ (30–45 Jahre)
Im mittleren Erwachsenenalter erreichen viele Narzissten ihren „Höhepunkt“. Sie nutzen andere Menschen als Ressource – ob Partner:innen, Kolleg:innen oder Freunde. Anerkennung, Geld, Status und Energie werden systematisch abgesaugt. Eigene Leistungen treten in den Hintergrund. Der Narzisst lebt zunehmend von dem, was andere aufgebaut haben.
4. Verzweiflungsphase – „Desperation Stage“ (45–60 Jahre)
Mit zunehmendem Alter verliert der Narzisst an Ausstrahlung und Energie. Immer mehr Menschen erkennen seine Maske und wenden sich ab. Das erzeugt Verzweiflung, die sich in verstärkter Kontrolle, Misstrauen und Aggression zeigt. Paranoia, das Gefühl, die Zeit laufe davon, und die Angst vor Bedeutungslosigkeit prägen diese Phase.
5. Verfallsphase – „Decay Stage“ (ab 60 Jahren)
Im hohen Alter zerbricht die Fassade endgültig. Körper, Attraktivität und Macht schwinden. Bewunderer ziehen sich zurück. Zurück bleibt häufig ein Leben in Bitterkeit, Isolation und Leere. Da kein echtes inneres Selbst aufgebaut wurde, konfrontieren sich viele Narzissten im Alter mit der eigenen Leere – und verharren in Verbitterung, statt Heilung zu finden.
Fazit: Werden Narzissten im Alter harmloser?
Die Antwort ist klar: Nein. Narzissten verändern ihre Strategien – vom jugendlichen Prahlen über die ausbeuterische Mitte bis hin zum verbitterten Alter. Doch der innere Kern bleibt derselbe: ein verletztes Selbstwertgefühl, das über Masken abgesichert wird.
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